Kommentar-Stolpe
Fällsaison 2024/25 Revier Stolpe Abt. 1107 a1, 1109 b3 und b4
Forstamt Tegel
Begehung am 21.12.2024
Es handelt sich um Kiefernbestände mit bereits z.T. jahrzehntealtem dichtem Unterstand aus Laubbäumen.
Die Naturverjüngung und damit der Waldumbau zu Mischwald findet bereits ganz von selbst seit vielen Jahren statt, weil es für die Laubbäume unter den Kiefern bereits jetzt hell genug ist.
Das belegt auch die große Zahl an spätblühenden Traubenkirschen, die neben Buchen, Eichen und anderen jungen Laubbäumen dort zu finden sind.
Die geplanten Einschläge folgen nach wie vor den Regeln der konventionellen Forstwirtschaft, die in Erntewäldern angewandt werden.
Das Kronendach soll massiv aufgelichtet werden, was zu noch stärkerer Sonneneinstrahlung, Hitze und Trockenheit am Boden führen wird.
In einem der drei Gebiete in Stolpe soll der schon vor der Fällung geringe Holzvorrat von ca. 224 Vorratsfestmetern (Vfm) pro Hektar auf ca. 164 Vfm/ha reduziert werden (der Durchschnitt in deutschen Wäldern liegt bei 335 Vfm/ha).
Die für die Harvester alle 40 Meter geschlagenen ca. 5 Meter breiten Schneisen und die Fällung vieler Bäume bewirkt eine noch deutlich höhere Lärmbelastung durch die Autobahn für die Anwohner.
Die Förster geben an, eine „Vitalisierung des Hauptbestandes“, also eine Stärkung der verbleibenden Kiefern, erreichen zu wollen. Dies steht im Widerspruch zu der Begründung der Auswahl der Fläche, der Bestand solle zu einem Mischwald umgebaut werden.
Das kann durch die als „Waldpflege“ bezeichnete und mit Harvestern durchgeführte Ausdünnung des Bestandes nach Auskunft von Vertretern des Lübecker Modells auf diese Weise nicht erreicht werden.
Vielmehr wird der natürliche Umbau zu Mischwald zurückgeworfen, die bereits nachwachsende bis zu 20 Jahre alte Laubwaldgeneration ge- und teilweise zerstört sowie der Wald noch mehr der Hitze und Trockenheit ausgesetzt.
Das Vorgehen zeigt eine fehlende Berücksichtigung von ökosystemaren Zusammenhängen. Eine Bewertung, inwieweit der Wald nach der Maßnahme sich zu einer besseren CO2-Senke entwickelt oder nicht, wurde nicht erstellt.
Das Lübecker Minimalprinzip findet keine Anwendung.
Ein Verzicht auf Ernte wird nicht erwogen, obwohl der Holzvorrat auf diesen Flächen bereits extrem niedrig und der Wald schwer geschädigt ist.
Es ist nicht vorgesehen, die Bodenschäden durch die Harvester zu dokumentieren und zu analysieren.
Es findet kein Bodenmonitoring statt (Auswirkungen von Verpressung auf Wasserhaushalt, Sauerstoffgehalt im Boden, Bodenlebewesen, pH-Werte, etc.).
Die Berliner Forsten haben weder Kenntnis noch Einfluss auf die Verwendung des Holzes.
Es wird „stehend am Stock“, also als lebende Bäume, an die Fa. Mercer verkauft und von ihr mit schweren Erntemaschinen gefällt. Eine Bindung der Verwendung für nachhaltige Zwecke ist in den Verträgen nicht enthalten. Mercer verwendet Holz für zahlreiche nicht-nachhaltige Zwecke (Papier, Pappe, Karton, Zellstoff) und betreibt eigene Holzkraftwerke.
Ein veränderter Umgang der Berliner Forsten nach einem erneut verheerenden Waldzustandsbericht mit noch 4% gesunden Bäumen und Deutschland weit dem Verlust der Funktion als CO2-Senke einerseits und der Anweisung der Staatssekretärin Britta Behrendt andererseits, dass der Wald als ein sich selbst optimierendes Ökosystem verstanden werden soll, lässt sich aus diesen Planungen nicht erkennen.
Bilder von der Waldbegehung mit Forstamtsleiter Marc Franusch, Frau Jungius vom Referat Forstbetrieb und Revierförsterin der Försterei Stolpe Alina Dunkel und Mitgliedern der Waldinitiative Berlin.